mei 15, 2024

Entgegen der Annahme, man müsse auf Motivation warten, ist die wirksamste Strategie gegen Depression, Bewegung wie ein Medikament zu sehen: präzise dosiert und vor dem Gefühl des “Wollens” eingesetzt.

  • Bewegung ist bei leichten bis mittelschweren Depressionen vergleichbar wirksam wie Psychotherapie und effektiver als manche Antidepressiva.
  • Der Schlüssel ist die richtige “Dosis”: 3x pro Woche 30-45 Minuten moderate Aktivität ist das wissenschaftlich belegte Optimum.

Empfehlung: Beginnen Sie nicht mit dem Ziel, Sport zu treiben, sondern mit der Methode der Verhaltensaktivierung – ziehen Sie nur Ihre Sportschuhe an. Der Rest folgt oft von allein.

Die Diagnose einer leichten bis mittelschweren Depression oder Angststörung ist oft mit dem Gefühl verbunden, in einem Kreislauf aus Antriebslosigkeit und gedrückter Stimmung gefangen zu sein. Viele Betroffene in Deutschland suchen nach Alternativen oder Ergänzungen zur medikamentösen Behandlung, scheuen aber den ersten Schritt. Der gut gemeinte Rat, „einfach mehr Sport zu treiben“, wirkt dabei oft wie eine unüberwindbare Hürde und verstärkt das Gefühl des Versagens, wenn die Motivation fehlt.

Die gängige Vorstellung, dass man auf den Impuls oder die Lust zur Bewegung warten müsse, ist einer der größten Mythen in der Behandlung von Depressionen. In Wahrheit ist es genau umgekehrt. Doch was wäre, wenn wir Sport nicht als eine Frage der Willenskraft, sondern als ein präzise dosierbares Medikament betrachten? Ein Medikament mit klar definierter Dosis, Frequenz und Intensität, dessen Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist und das vom deutschen Gesundheitssystem aktiv unterstützt wird.

Dieser Artikel bricht mit dem Mythos der Motivation und liefert Ihnen ein evidenzbasiertes Rezept. Er zeigt Ihnen als ärztlicher Leitfaden, wie Sie Bewegung gezielt einsetzen, um die neurobiologischen Ursachen der Depression zu bekämpfen. Sie lernen die optimale Dosierung für Ausdauer- und Krafttraining, verstehen die wissenschaftlichen Mechanismen dahinter und erfahren, wie Sie über zertifizierte Präventionskurse sogar eine Kostenübernahme durch Ihre Krankenkasse erhalten können. Es ist an der Zeit, Bewegung als das zu verstehen, was sie ist: eine der wirksamsten, nebenwirkungsärmsten und selbstbestimmtesten Therapieformen, die Ihnen zur Verfügung steht.

Dieser Leitfaden ist strukturiert, um Ihnen ein klares, medizinisches Verständnis und einen umsetzbaren Plan an die Hand zu geben. Von der wissenschaftlichen Grundlage über die exakte Dosierung bis hin zur Integration in den Alltag und der Unterstützung durch das Gesundheitssystem werden alle relevanten Aspekte beleuchtet.

Warum 30 Minuten Laufen genauso wirkt wie ein Antidepressivum – ohne Nebenwirkungen

Die antidepressive Wirkung von körperlicher Aktivität ist weit mehr als nur ein Gefühl der „guten Laune“. Sie basiert auf einer tiefgreifenden neurobiologischen Kaskade, die direkt im Gehirn ansetzt. Wenn wir uns bewegen, insbesondere bei moderater Intensität, werden Prozesse angestoßen, die denen von Antidepressiva ähneln, jedoch ohne deren typische Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme oder emotionale Abflachung. Die Wissenschaft zeigt, dass bei leichten bis mittelschweren Depressionen Sport vergleichbar effektiv wie Psychotherapie und wirksamer als SSRI-Medikamente sein kann, wie eine umfassende Metaanalyse im British Journal of Sports Medicine bestätigte.

Der zentrale Mechanismus ist die Erhöhung des Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF). Dieses Protein fungiert quasi als „Dünger für die Nervenzellen“, insbesondere im Hippocampus – einer Gehirnregion, die für Gedächtnis und Stimmungsregulation entscheidend ist und bei depressiven Menschen oft verkleinert ist. Sport fördert die Neuroplastizität, also die Fähigkeit des Gehirns, neue Verbindungen zu knüpfen und sich selbst zu reparieren. Gleichzeitig wird die Stressachse (HPA-Achse) reguliert, was zu einer besseren Cortisol-Verarbeitung und einem geringeren Stressempfinden führt. Diese Effekte sind nachhaltig und bauen die Resilienz des Gehirns langfristig auf.

Zusammengefasst löst Sport eine Reihe positiver Effekte aus, die direkt auf die bei Depressionen gestörten Gehirnfunktionen einwirken:

  • BDNF-Erhöhung: Sport steigert den Nervenwachstumsfaktor, der neue Nervenzellen und Verbindungen fördert.
  • HPA-Achsen-Regulation: Die körperliche Aktivität verbessert die Stressregulation und senkt chronisch erhöhte Cortisolspiegel.
  • Endorphin-Ausschüttung: Körpereigene Opioide sorgen für eine natürliche und sofortige Stimmungsaufhellung.
  • Neuroplastizität: Die Neubildung von Nervenzellverbindungen im Hippocampus wird aktiv gefördert.
  • Entzündungshemmung: Systemische Entzündungsmarker im Körper, die mit Depressionen in Verbindung gebracht werden, werden reduziert.

Im Gegensatz zu Medikamenten, die oft Wochen für eine spürbare Wirkung benötigen, bietet Sport sowohl sofortige als auch langfristige Vorteile für die psychische Gesundheit.

Wie Sie Sport als Medikament dosieren: Die optimale Intensität, Dauer und Frequenz gegen Depression

Um die maximale antidepressive Wirkung zu erzielen, muss Sport wie ein Medikament präzise dosiert werden. Es geht nicht darum, sich völlig zu verausgaben. Die Forschung liefert hier ein klares „Rezept“. In einer wegweisenden amerikanischen Studie zeigten 3x pro Woche 30-45 Minuten moderate Intensität bei über 200 Patienten bessere langfristige Ergebnisse als Antidepressiva. Diese Dosierung ist der Goldstandard in der Bewegungstherapie.

Doch was bedeutet „moderate Intensität“ konkret? Es ist der Bereich, in dem der Körper gefordert wird, aber nicht überfordert. Sie sollten dabei noch in der Lage sein, sich zu unterhalten, aber nicht mehr singen können. Eine einfache Methode zur Selbstkontrolle ist die Pulsmessung, wie die folgende Abbildung zeigt.

Nahaufnahme einer Hand am Puls während des Trainings zur Intensitätsmessung

Dieses Vorgehen erlaubt es Ihnen, die Belastung objektiv einzuschätzen und im optimalen Bereich zu trainieren. Ein Puls zwischen 60-70% der maximalen Herzfrequenz (HFmax) ist hierbei der Zielkorridor. Die maximale Herzfrequenz lässt sich grob mit der Formel 220 minus Lebensalter schätzen. Für einen 40-jährigen Menschen wäre der moderate Pulsbereich also etwa zwischen 108 und 126 Schlägen pro Minute.

Die folgende Tabelle fasst die verschiedenen Intensitätsstufen und ihre jeweiligen Effekte zusammen, um Ihnen eine klare Orientierung für Ihr Training zu geben.

Intensitätsstufen für die Sporttherapie bei Depression
Intensität Herzfrequenz Sprechtest Beispielaktivität Wirkung
Leicht 50-60% HFmax Normale Unterhaltung möglich Spaziergang Einstieg, Aktivierung
Moderat 60-70% HFmax Sprechen möglich, Singen nicht Flottes Gehen Optimal für Depression
Intensiv 70-85% HFmax Nur kurze Sätze möglich Joggen BDNF-Maximum

Wichtiger als die Perfektion ist die Regelmäßigkeit. Drei Einheiten pro Woche sind das Ziel, aber jede einzelne Einheit ist ein Sieg gegen die Depression.

Ausdauersport vs. Krafttraining vs. Yoga: Was bei Angst und Depression am besten wirkt

Die gute Nachricht ist: Fast jede Form von Bewegung ist besser als keine. Doch die Forschung zeigt feine, aber wichtige Unterschiede in der Wirksamkeit verschiedener Sportarten bei Depressionen und Angststörungen. Eine umfassende Metaanalyse von Noetel et al. aus dem Jahr 2024 fand die größten Effekte für Krafttraining (Hedges’ g = -0,62), dicht gefolgt von Ausdauertraining (-0,56) und Yoga (-0,54). Dies deutet darauf hin, dass alle drei Ansätze hochwirksam sind.

Krafttraining scheint einen leichten Vorteil zu haben. Das Heben von Gewichten oder das Training mit dem eigenen Körpergewicht fördert nicht nur die Ausschüttung von BDNF, sondern steigert auch das Gefühl von Selbstwirksamkeit und Kompetenz. Das Erleben, buchstäblich „stärker zu werden“, überträgt sich direkt auf die psychische Resilienz. Es ist ein sehr greifbarer Beweis der eigenen Handlungsfähigkeit.

Ausdauersport wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen ist der klassische und am besten erforschte Ansatz. Er ist besonders effektiv in der Regulation der Stressachse und verbessert die kardiovaskuläre Gesundheit, was wiederum die Widerstandsfähigkeit des gesamten Systems stärkt. Gerade die rhythmische, meditative Natur von Ausdauersport kann helfen, grübelnde Gedanken zu unterbrechen.

Yoga und achtsamkeitsbasierte Bewegung kombinieren körperliche Aktivität mit mentalen Techniken. Sie wirken besonders gut bei Angstsymptomen und bei Depressionen, die von starker körperlicher Anspannung und Unruhe begleitet werden. Der Fokus auf Atmung und Körperwahrnehmung hilft, aus dem Kopf und in den Körper zu kommen.

Praxisbeispiel: Die soziale Komponente des Vereinssports in Deutschland

Ein oft übersehener Faktor ist das soziale Umfeld. Krankenkassen wie die BARMER berichten, dass gerade der gemeinsame Sport in deutschen Vereinen eine einzigartige Wirkung entfaltet. Er durchbricht die soziale Isolation, die ein Kernmerkmal der Depression ist. Niederschwellige Angebote wie lokale Lauftreffs, organisierte Radgruppen des ADFC oder Wandervereine bieten nicht nur regelmäßige Bewegung, sondern auch soziale Struktur und Zugehörigkeit, was den Selbstwert stärkt und die Therapie maßgeblich unterstützt.

Die Kombination aus Kraft- und Ausdauertraining, ergänzt durch achtsamkeitsbasierte Elemente wie Yoga, stellt aus medizinischer Sicht die umfassendste Strategie dar.

Der Teufelskreis: Warum auf Motivation warten Ihre Depression verschlimmert

Der wohl größte Gegner bei der Umsetzung einer Bewegungstherapie ist nicht der Mangel an Wissen, sondern der Mangel an Antrieb – ein Kernsymptom der Depression. Die falsche Annahme ist: “Wenn ich mich besser fühle, werde ich Sport machen.” Die psychologische Wahrheit lautet: “Wenn ich Sport mache, werde ich mich besser fühlen.” Auf Motivation zu warten, ist wie auf einen Zug zu warten, der nie kommt, weil man selbst auf den Gleisen steht. Dieses Warten verstärkt den Teufelskreis aus Inaktivität, negativen Gedanken und gedrückter Stimmung.

Die therapeutische Lösung hierfür ist die Verhaltensaktivierung (Behavioral Activation). Dieses Prinzip besagt, dass das Handeln dem Gefühl vorausgeht. Statt auf den inneren Impuls zu warten, setzt man eine Handlung, egal wie klein sie ist. Diese Handlung erzeugt ein kleines Erfolgserlebnis, das wiederum die Stimmung leicht hebt und die Wahrscheinlichkeit für die nächste Handlung erhöht. Der erste Schritt ist oft der schwerste, aber auch der wirkungsvollste. Ein Bild von bereitgestellten Sportschuhen an der Tür kann hierfür ein starkes Symbol sein.

Sportschuhe an der Haustür bereitgestellt als Symbol für den ersten Schritt

Die “2-Minuten-Regel” ist eine extrem effektive Methode der Verhaltensaktivierung. Die Idee ist, den Start so lächerlich einfach zu machen, dass man ihn nicht ablehnen kann. Anstatt sich “eine Stunde Laufen” vorzunehmen, lautet das Ziel nur: “Die Sportschuhe anziehen und vor die Tür gehen.” Was danach passiert, ist sekundär. Oft führt dieser Mini-Start aber dazu, dass man doch eine kleine Runde dreht. Der Sieg war aber bereits das Anziehen der Schuhe.

Ihr Plan zur Überwindung der Antriebslosigkeit

  1. Startpunkt definieren: Identifizieren Sie den kleinstmöglichen ersten Schritt (z.B. nur die Sportschuhe bereitstellen).
  2. Aktions-Inventar anlegen: Legen Sie die minimale Aktion fest, die immer möglich ist (z.B. Schuhe anziehen und vor die Tür treten).
  3. Erfolgserlebnis erzwingen: Führen Sie nur diese minimale Aktion durch, ohne Druck auf mehr. Das Ziel ist der Akt selbst, nicht die Dauer.
  4. Fortschritt visualisieren: Markieren Sie jeden erfolgreichen “Mini-Start” in einem Kalender. Die Kette an Markierungen wird zur eigenen Motivation.
  5. Routine etablieren: Legen Sie eine feste Zeit für diesen Mini-Start fest, um die Entscheidung zu eliminieren und eine Gewohnheit aufzubauen (z.B. direkt nach dem Aufstehen).

Vergessen Sie die Motivation. Konzentrieren Sie sich auf die Aktion. Das Gefühl wird folgen.

Wann Sport als Therapie genügt – und wann Sie zusätzlich einen Psychotherapeuten brauchen

Bewegungstherapie ist eine hochwirksame und evidenzbasierte Behandlung bei leichten bis mittelschweren Depressionen. Es ist jedoch entscheidend, ihre Grenzen zu kennen und sie als Teil eines Gesamtkonzepts zu sehen. Sport ist kein Allheilmittel und ersetzt nicht in jedem Fall eine professionelle psychotherapeutische oder psychiatrische Behandlung. Die entscheidende Frage ist: Wann ist eine alleinige Bewegungstherapie indiziert und wann müssen weitere Hilfen in Anspruch genommen werden?

Als Faustregel gilt: Bei leichten bis mittelschweren depressiven Episoden kann ein strukturiertes Sportprogramm, wie hier beschrieben, als primäre oder alleinige Therapie versucht werden, oft in Absprache mit dem Hausarzt. Bessert sich die Symptomatik nach etwa 8 Wochen regelmäßigen Trainings nicht signifikant, ist die Kombination mit einer Psychotherapie oder gegebenenfalls einer medikamentösen Behandlung dringend anzuraten. Bei schweren Depressionen, die mit starker Antriebslosigkeit, sozialem Rückzug und der Unfähigkeit, den Alltag zu bewältigen, einhergehen, ist Sport allein in der Regel nicht ausreichend. Hier sollte er als unterstützende Maßnahme zu einer professionellen Psychotherapie und/oder medikamentösen Therapie eingesetzt werden.

Diese realistische Einschätzung wird auch von führenden Experten in Deutschland geteilt. Wie Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, klarstellt:

Sport alleine ist keine ausreichende Depressionsbehandlung. Die Hauptsäulen der Behandlung sind meist Antidepressiva, eine Psychotherapie oder beides.

– Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Es gibt klare Warnsignale, bei denen Sie umgehend professionelle Hilfe suchen müssen. Ihre körperliche und seelische Sicherheit hat oberste Priorität.

  • Suizidgedanken oder -pläne: Kontaktieren Sie sofort den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117 oder die Telefonseelsorge unter 0800-1110111.
  • Unfähigkeit, den Alltag zu bewältigen: Sprechen Sie umgehend mit Ihrem Hausarzt.
  • Schwere Antriebslosigkeit: Suchen Sie aktiv nach einem Psychotherapieplatz, z.B. über Portale wie therapie.de oder die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen.
  • Keine Besserung nach 8 Wochen Sport: Erwägen Sie eine Kombinationstherapie und besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt.

Sport ist Ihr mächtiger Verbündeter im Kampf gegen die Depression, aber er muss nicht Ihr einziger sein. Scheuen Sie sich nicht, das gesamte Spektrum an Hilfsangeboten zu nutzen.

Wie Sie mit Periodisierung gezielt eine stabile Stimmung über das Jahr sichern

Der Begriff “Periodisierung” stammt aus dem Leistungssport und beschreibt die planmäßige Einteilung des Trainings in Zyklen, um Leistungsspitzen zu bestimmten Wettkämpfen zu erzeugen. In der Bewegungstherapie bei Depression adaptieren wir dieses Konzept: Unser Ziel ist keine Leistungsspitze, sondern die Aufrechterhaltung einer stabilen Stimmung und psychischen Resilienz über das ganze Jahr. Anstatt immer gleich zu trainieren, passen wir Umfang und Intensität an unsere Bedürfnisse und die äußeren Umstände an.

Ein einfacher, aber effektiver Ansatz ist eine saisonale Periodisierung, die gerade in Deutschland mit seinen ausgeprägten Jahreszeiten sinnvoll ist. So kann dem “Winterblues” oder einer saisonal abhängigen Depression (SAD) aktiv entgegengewirkt werden. Die Klinik Friedenweiler empfiehlt beispielsweise, im Frühling und Sommer den Fokus auf Outdoor-Aktivitäten wie Radfahren und Wandern in der Natur zu legen, um maximal von Tageslicht und frischer Luft zu profitieren. Bereits 30 Minuten Radfahren im Grünen verbessern nachweislich Körpergefühl und Stimmung. Im Herbst und Winter wird das Training dann auf Indoor-Sportarten (z.B. Krafttraining im Studio, Yoga zu Hause) verlagert, idealerweise kombiniert mit dem Einsatz einer Tageslichtlampe.

Ein typischer Aufbauplan kann über drei Monate strukturiert werden, um den Einstieg zu erleichtern und den Körper nicht zu überfordern. Dieser Plan konzentriert sich auf den Aufbau von Gewohnheit und Resilienz.

3-Monats-Periodisierungsplan für Stimmungsstabilität
Monat Phase Trainingsumfang Intensität Fokus
Monat 1 Aufbau 2×30 Min/Woche Leicht-Moderat Gewöhnung, Routine etablieren
Monat 2 Steigerung 3×40 Min/Woche Moderat Resilienz aufbauen
Monat 3 Erhaltung 3×30-45 Min/Woche Variabel Flexibilität, Anpassung

Dieser strategische Ansatz hilft, langfristig am Ball zu bleiben und die Bewegungstherapie nachhaltig in den Alltag zu integrieren, egal ob im sonnigen Juli oder im grauen November.

Welche Präventionskurse Ihre Krankenkasse vollständig bezahlt: Der komplette Überblick für Deutschland

Eine der größten, aber oft unbekannten Ressourcen im deutschen Gesundheitssystem ist die finanzielle Unterstützung für Präventionsmaßnahmen durch die gesetzlichen Krankenkassen (GKV). Nach § 20 SGB V sind die Kassen verpflichtet, zertifizierte Kurse aus den Bereichen Bewegung, Entspannung, Ernährung und Suchtmittelkonsum zu bezuschussen. Für Menschen mit leichten depressiven Symptomen oder zur Prävention ist dies eine hervorragende Möglichkeit, professionell angeleiteten und kostengünstigen Zugang zu wirksamen Bewegungsprogrammen zu erhalten.

Die Krankenkassen erstatten in der Regel 80-100% der Kosten bis zu einem Maximalbetrag von 75-150 € für bis zu zwei Kurse pro Jahr. Voraussetzung ist, dass der Kurs von der Zentralen Prüfstelle Prävention (ZPP) zertifiziert ist. Dieses Siegel garantiert, dass der Kurs hohen Qualitätsstandards entspricht und von qualifizierten Trainern geleitet wird. Die Suche nach solchen Kursen ist unkompliziert und kann direkt über die Webseiten der Krankenkassen erfolgen.

Der Prozess, um einen ZPP-zertifizierten Kurs zu finden und die Kosten erstattet zu bekommen, folgt einem klaren Schema:

  1. Website der Krankenkasse aufrufen: Besuchen Sie die Homepage Ihrer Kasse (z.B. AOK, TK, Barmer).
  2. Kursdatenbank suchen: Nutzen Sie die Suchfunktion für Begriffe wie “Präventionskurs-Datenbank” oder “Gesundheitskurse”.
  3. Filter setzen: Wählen Sie die Bereiche aus, die für Sie relevant sind, z.B. “Bewegung” für Laufkurse und “Stressmanagement/Entspannung” für Yoga oder Progressive Muskelentspannung.
  4. Auf ZPP-Zertifizierung achten: Stellen Sie sicher, dass der gewählte Kurs das ZPP-Logo trägt.
  5. Kurs buchen und Erstattung beantragen: In der Regel gehen Sie in Vorleistung und reichen nach Abschluss des Kurses (meist bei 80%iger Teilnahme) die Teilnahmebescheinigung bei Ihrer Kasse zur Erstattung ein.

Nutzen Sie diese Chance, um unter professioneller Anleitung eine neue Routine aufzubauen und gleichzeitig Ihr Budget zu schonen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Dosierung ist alles: Betrachten Sie Sport als Medikament mit der Zieldosis 3x pro Woche 30-45 Minuten moderate Aktivität.
  • Handeln vor Gefühl: Überwinden Sie Antriebslosigkeit durch Verhaltensaktivierung (z.B. die 2-Minuten-Regel), statt auf Motivation zu warten.
  • Nutzen Sie das System: Das deutsche Gesundheitssystem bezuschusst über die ZPP zertifizierte Präventionskurse (Yoga, Laufen etc.) mit 80-100%.

Wie Sie Ihr Risiko für Depression und Angststörungen signifikant senken: Der evidenzbasierte Präventionsplan

Prävention ist die beste Medizin. Während Bewegung eine akute depressive Episode wirksam behandeln kann, ist ein ganzheitlicher Lebensstil der Schlüssel, um das Risiko für zukünftige Episoden oder die Entwicklung von Angststörungen signifikant zu senken. Die Forschung hat hier vier zentrale Säulen identifiziert, die in ihrer Kombination eine starke Schutzwirkung entfalten. Dieser evidenzbasierte Präventionsplan ist kein kurzfristiges Programm, sondern eine langfristige Ausrichtung des Alltags, die auf neurobiologischen und psychologischen Schutzfaktoren aufbaut.

Dieser Plan integriert die bereits besprochene Bewegungstherapie in ein breiteres Konzept, das auch andere entscheidende Lebensbereiche berücksichtigt. Es geht darum, ein Umfeld für Ihr Gehirn zu schaffen, das Resilienz fördert und Stressoren besser abfedern kann. Jede dieser Säulen trägt für sich allein zur psychischen Stabilität bei, aber ihre wahre Kraft entfalten sie im Zusammenspiel. Die Umsetzung erfordert keine radikalen Änderungen, sondern kleine, beständige Anpassungen in vier Kernbereichen des täglichen Lebens.

Die folgende Übersicht fasst den 4-Säulen-Präventionsplan zusammen und gibt konkrete Dosierungsempfehlungen, um die maximale Schutzwirkung für Ihre psychische Gesundheit zu erzielen.

Der 4-Säulen-Präventionsplan für psychische Resilienz
Säule Maßnahme Dosierung Wirkung
Bewegung Ausdauer + Kraft 3×30-45 Min/Woche BDNF↑, Cortisol↓
Tageslicht Outdoor-Aktivität Min. 30 Min täglich Vitamin D, Melatonin-Regulation
Schlafhygiene Feste Zeiten 7-9 Stunden Regeneration, Stimmung
Soziale Einbindung Verein/Ehrenamt 1x/Woche mind. Isolation↓, Selbstwert↑

Beginnen Sie noch heute damit, eine dieser Säulen in Ihren Alltag zu integrieren. Der Weg zu mehr psychischer Stabilität ist kein Sprint, sondern ein Marathon, bei dem jeder einzelne Schritt zählt.

Häufige Fragen zu Sport auf Rezept und Präventionskursen

Welche Kurse werden speziell bei Depression empfohlen?

Hatha-Yoga, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Autogenes Training, Laufkurse für Anfänger und Aqua-Fitness sind besonders wirksam, da sie oft Bewegung mit achtsamkeitsbasierten Elementen oder Entspannung kombinieren.

Kann ich auch digitale Kurse nutzen?

Ja, viele Krankenkassen in Deutschland übernehmen mittlerweile auch die Kosten für zertifizierte digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) oder Präventions-Apps wie HelloBetter, 7Mind oder Selfapy, die speziell auf psychische Belastungen ausgerichtet sind.

Wie oft kann ich Kurse bezuschussen lassen?

In der Regel können Sie pro Kalenderjahr zwei Präventionskurse aus unterschiedlichen Handlungsfeldern (z.B. ein Bewegungskurs und ein Entspannungskurs) von Ihrer Krankenkasse bezuschussen lassen.

Katharina Schneider, Fachärztin für Innere Medizin mit Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin und Sportmedizin seit 11 Jahren, spezialisiert auf den Zusammenhang zwischen Ernährung, Bewegung und psychischer Gesundheit, aktuell in eigener Praxis tätig.